CommNews Forum Home  

Zurück   CnC Foren > Verschiedenes > Off-Topic

 
 
Themen-Optionen Thema bewerten Ansicht
  #2  
Alt 15-05-2003, 13:14
Benutzerbild von Raskolnikow
Raskolnikow Raskolnikow ist offline
Avatar

 
Registriert seit: Mar 2002
Ort: Kursker Bahnhof
Beiträge: 1.725
Raskolnikow hat noch keine Bewertung oder ist auf 0
Raskolnikow eine Nachricht über ICQ schicken
...und weiter...
Zitat:
Jetzt, wo Deutschlands Juden seit langem abgeschlachtet oder vertrieben sind (zum größten Nutzen Amerikas, vielen Dank), greift ihr bei jeder Gelegenheit Israel an, unterstützt jede palästinensische Forderung, so absurd sie auch sein mag, und erfindet israelische Greueltaten. Für die Amerikaner kämpfen die Israelis um ihre Existenz, gegen Leute, die sie ausrotten wollen. Ihr empfindet die Israelis als Vorwurf an eure eigene Vergangenheit und schlagt auf sie ein. Clausewitz ist kein Führer mehr für euer nationales Verhalten. Heute müssen wir Sigmund Freud konsultieren. Einen Juden, natürlich.

Auch die Israelis sind tatsächlich von euren gewählten Politikern Nazis genannt worden. "Nazi" scheint euer Lieblingsschimpfwort zu sein. Manchmal klingt das für uns so, als wäre jeder, der kein Deutscher ist, heute ein Nazi. Abgesehen natürlich von Arabern, die Juden ermorden. In diesem Fall spricht ein guter Deutscher von Freiheitskämpfern. Hier in Amerika leben Überlebende des Holocaust ebenso unter uns wie ehemalige G.I.s, die einst die Tore von Dachau öffneten. Sie waren und sind unsere Väter, unsere Lehrer und unsere Nachbarn. Ist es ein Wunder, daß wir eure Rhetorik abstoßend finden? Hitler war wenigstens aufrichtig in seiner Bigotterie. Und heute müssen wir die lächerliche Schizophrenie in eurer gegenwärtigen Gesellschaft ertragen, in der ihr abwechselnd erklärt, die deutsche Schuld müsse ein Ende haben, und ein revisionistisches Geschichtsbild pflegt, das die Bombardierung eurer Städte durch die Alliierten oder die Versenkung von Schiffen, auf denen U-Boot-Mannschaften transportiert wurden, mit den Greueltaten der Nazis gleichsetzt. Eure Versuche, das Unentschuldbare zu entschuldigen, erinnert uns eher daran, daß Deutschland jede Bombe verdiente, die auf seinen Boden niederging. Bush soll dasselbe wie Hitler sein? Dann zeigt uns doch bitte die amerikanisches Todeslager!

Als lebenslanger Bewunderer der deutschen Kultur empfinde ich tiefe Verzweiflung. Euer Kanzler hat die wertvolle Maxime "Mehr sein als scheinen" in ihr Gegenteil verkehrt: "Mehr scheinen als sein". Goethes zeitlose Frage "Deutschland, aber wo liegt es?" hat nun eine Antwort gefunden: "Zwischen Rußland und Frankreich, von Chirac verarscht und von Putin kühl ausgenutzt." Und Faust hat sich als Professor Unrat "geoutet". Auf Wiedersehen Lili Marleen. Es war mal schön.

Und Marianne? Da auch schon vorher niemand die Deutschen ernst nahm, hatte Berlin in der Irak-Frage weniger zu verlieren als Paris. Frankreich zockte mit dostojewskischer Besessenheit im strategischen Kasino und war bankrott, als der Morgen kam. Präsident Chirac und sein de Villepin erwiesen sich als eines der inkompetentesten Gespanne in der Geschichte der Diplomatie, zwei Betrunkene am Steuer der internationalen Politik. Es wundert uns, daß die Franzosen tatsächlich glaubten, Paris könne Washington diktieren. Tut uns leid, aber Gallien erteilt Rom keine Befehle.

Die französische Naivität läßt uns den Kopf schütteln. Wie konnten sie die Situation so falsch einschätzen? Die Franzosen sind doch angeblich so schlau und verschlagen. Wie konnten sie sich so ungeschickt anstellen? Die Antwort ist einfach: Wie die Araber glauben sie an ihre eigenen Phantasien. Abgesehen von der alten Illusion, daß Frankreich immer noch eine Großmacht sei, schätzen Chirac und de Villepin George Bush vollkommen falsch ein. Sie hatten ihn so oft einen Cowboy genannt, daß sie meinten, an diesem Mann sei nichts dran. Und da irrten sie sich.

Ich habe nicht für Präsident Bush gestimmt. Aber nach dem 11. September war ich froh, daß er unser Präsident war. Wäre Al Gore im Weißen Haus gewesen, hätten wir im Stil der Europäer gehandelt und einen Ausschuß gegründet, der hätte klären sollen, warum wir die Katastrophe auf uns gezogen haben. Präsident Bush führte eine erschütterte Nation zu einem abgewogenen, sorgfältig überdachten Handeln, das einer terroristischen Organisation nach der anderen den Hals gebrochen und eine rückständige Theokratie aus einem Land, eine blutige Diktatur aus einem anderen Land vertrieben hat.

Und Amerika ist noch nicht fertig. Wir werden nicht länger dem europäischen System folgen, wonach Diktatoren innerhalb der Grenzen ihres Landes tun und lassen dürfen, was sie wollen. Eure Forderung nach der Achtung nationaler Souveränität bedeutet nur, daß Hitler vollkommen akzeptabel gewesen wäre, wenn er nur nicht die Juden ermordet hätte. Und wir werden uns auch nicht mehr an die Traditionen von Königen und Kaisern halten, wonach Staatsoberhäupter vor persönlicher Bestrafung sicher sind, ganz gleich welche Verbrechen sie begehen. Wir werden die wirklich Schuldigen verfolgen, nicht die Massen. Und noch so laute Beschimpfung am Brandenburger Tor oder auf der Place de la Concorde wird uns davon nicht abhalten. Wir sind fertig mit eurer Lust, über vergangene Holocauste zu weinen, aber nicht bereit zu sein, neue Holocauste zu verhindern oder zu beenden. Srebrenica ist das europäische Modell. Bagdad ist unseres.

Präsident Bush ist ein Texaner, wie die Europäer nur zu gerne betonen. Aber die französischen und deutschen Geheimdienste haben den Charakter der Texaner offenbar nicht verstanden. Sie reden nicht kunstvoll daher, aber sie handeln entschlossen. Sie sind keine Relativisten. Texaner glauben, daß es einen Unterschied zwischen Gut und Böse gibt. Und wenn ein Texaner offen beleidigt und insgeheim hintergangen wird, nimmt er das nicht freundlich auf. Es ist nicht ratsam, einem Texaner öffentlich entgegenzutreten, sofern man nicht die Absicht - und die Mittel - hat, die Sache bis zum Ende durchzufechten. Den Texanern ist es sogar vollkommen egal, wo auf der Landkarte Europa liegt. Im Augenblick sind wir alle Texaner. Ihr habt uns keine Wahl gelassen.

Aus dem Amerikanischen von Michael Bischoff.

Ralph Peters ist Offizier a. D. des amerikanischen Heeres und veröffentlichte sechzehn Bücher, darunter Romane, Aufsatzsammlungen und Werke über Strategie. Das "Wall Street Journal" nannte ihn den "Tom Clancy des denkenden Menschen". Sein jüngstes Buch hat den Titel "Beyond Terror: Strategy in a Changing World".

Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.05.2003, Nr. 112 / Seite 31

Mannometer... Selten soviel Blödsinn an einem Tag gelesen. Womit ich nicht ausschließen möchte, dass darin auch das ein oder andere Fünkchen Wahrheit enthalten ist.
__________________
Also sowelche Politiker sollte man ihr Amt abnehmen!
Mit Zitat antworten
 

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist An.
Smileys sind An.
[IMG] Code ist An.
HTML-Code ist Aus.
Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 02:12 Uhr.


Powered by vBulletin Version 3.7.3 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, Jelsoft Enterprises Ltd.
Template-Modifikationen durch TMS

Affiliates
United Forum GetBoinKeD cnc.onlinewelten.de