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Leben wir in einem aufgeklärten Zeitalter?
Wir sollten gerade in Deutsch einen Essay schreiben. Und mir war danach euch daran teilhaben zu lassen
![]() „Leben wir in einem Aufgeklärten Zeitalter?“ Jeder Mensch sollte Verantwortung übernehmen – für sich aber auch für andere. Die Verantwortung unser Geschick und unser Leben selbst in die Hand zu nehmen. Wir alle wurden vor fast dreihundert Jahren dazu aufgerufen zu erkennen, zu handeln, zu verändern. Aber die Realität sieht anders aus. Das konnte man vor allem an den Auswüchsen des dritten Golfkrieges beobachten. Statt selber zu denken überlässt man dies lieber anderen. Das war so bei Kriegsbefürwortern, aber vor allem in Europa auch bei Kriegsgegnern der Fall. Jeder Quelle wurde - ohne sie zu hinterfragen - als wahr angesehen. Egal ob jetzt Bush verbreitete, dass Saddam Massenvernichtungswaffen besitzen würde, oder auf irgendeiner abstrusen Internetseite verkündet wurde, die Amerikaner hätten das World Trade Center selber vernichtet. Von eigenem differenzierten Denken und einer eigenen Meinungsfindung war bei den meisten Menschen keine Spur. Die Medien haben vor allem in jenem ersten Medienkrieg ein hohes Maß an aufklärerischer Verantwortung in unserer Gesellschaft übernommen und diese schändlichst verraten. Denn durch Desinformation und politischer Propaganda wurde die Aufklärung verhindert. In einer Zeit, wo italienische Präsidenten Monopolstellungen der Presse innehaben fällt es schwer mit Tat zur Mündigkeit zu schreiten. Auch wenn vor und während des Krieges viele Menschen – in der schützenden Herde – auf die Straße gingen um „ihre“ Meinung kundzutun, kann man allgemein feststellen, dass christliche Normen und humanistische Wertvorstellungen immer mehr an Bedeutung verlieren. Gier und Ausbeutung sind leider alltägliche Erscheinungsformen in unserer Leben. Schon von Kindheit an lernen wir kennen, wie gesellschaftliche Integration als Unterwerfung mehr belohnt wird, als gesellschaftskritisches Denken. Wie aber kann eine Gesellschaft aufgeklärt sein, in der lediglich eine Minderheit der Gesellschaft wahre Mündigkeit erlangt hat und der Rest glücklich ihren Herdenführern folgt? Deutschland hat bereits mehrfach – insbesondere vor siebzig Jahren - Erfahrung mit Führern gemacht. Ein Wandel der Gesellschaft hat sich dadurch kaum eingestellt. Kriege werden wieder als mögliches politisches Mittel akzeptiert. Und kaum nachdem wir in den Kosovo einmarschiert sind, durfte die Bundesrepublik auch in Afghanistan an vorderster Front mitschlachten, um damit hinter den USA das Land mit den meisten Auslandtruppen zu sein. Alles natürlich nur aus „Solidarität“ zu der wir moralisch verpflichtet sind. Man darf es nicht anders sagen. Wir waren moralisch dazu verpflichtet zuzusehen, wie die USA über zweitausend Taliban in der Wüste verdursten ließen. Und wir waren auch moralisch dazu verpflichtet endlich wieder die Opiumproduktion in Afghanistan anzukurbeln. Ein „Krieg gegen den Terror“ kann jedoch kaum zur Ausrottung des schlechten in einer globalen Gemeinschaft beitragen. Das scheinen inzwischen sogar einige deutsche Politiker begriffen zu haben. Ganz ohne Solidarität. Haben wir nicht inzwischen nach so vielen Kriegen in Europa etwas gelernt. Gut, hier auf unserem Kontinent hat es seit über 50 Jahren keinen Krieg mehr gegeben… Abgesehen von Jugoslawien, aber das sind ja keine echten Europäer. Und den Nordiren macht es ja sicherlich auch Spaß sich regelmäßig die Köpfe einzuschlagen. Und na ja, im Baskenland werden doch sowieso nur Touristen und fast keine Einheimischen in die Luft gejagt. Also, müssten wir nicht Glaubenstoleranz und friedliche Eintracht längst als unsere Normen und Werte verinnerlich haben? Zum Glück steht ja im Artikel 4 unseres Grundgesetzes – ich habe das nachgeschlagen - (1) „Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.“ sowie (2) „Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.“ Demzufolge ist es doch leicht zu verstehen wenn eine muslimische Lehrerin in der Schule auf Grund einer Verordnung kein Kopftuch tragen darf. Solange wir unsere liberalen Wertvorstellungen nur offen zur Schau stellen, sie aber nicht selber befolgen sollten wir uns fragen, ob man den Artikel 4 nicht besser streichen kann. Es fehlt aber das aktive Bestreben etwas zu verändern. Wir Deutschen lieben es lang und breit unsere Probleme auszudiskutieren. Die moralische, aufklärerische Erneuerung scheitert also an unserem Unwillen selber die Initiative zu ergreifen. – Ich bin der beste Beweis dafür. In der industriellen Revolution haben wir es gelernt unsere Gedanken von Egoismus und Habgier leiten zu lassen. Adam Smith schrieb das fünfzig Jahre nach Begin der Aufklärung stolz nieder. Und bis heute hat sich daran wenig bis gar nichts geändert. Unser buntes Regierungsquartet (ein großer Unterschied zwischen den Parteien ist auf jeden Fall nicht mehr festzustellen) beschließt zum Glück jetzt genug Gesetzte, die auch jedem CDU-Politiker alle Ehre machen würden. Der „American Dream“ wird endlich auch in Deutschland Wirklichkeit. In einer aufgeklärten Gesellschaft sollte die Maxime des menschlichen Handelns jedoch nicht nur durch Nehmen, sondern auch durch Geben bestimmt sein. Naturwissenschaftlich wird die Aufklärung bis aufs Letzte ausgereizt. Genetik ist eine der Boomtechnologien überhaupt. Gesellschaftlich wird Aufklärung jedoch immer weiter ins Abseits gedrängt. Kritisches Nachdenken ist nicht mehr gefragt. Und solange Politiker lieber „Kinder statt Inder“ fordern werden wir in der Aufklärung auch keine Fortschritte machen, da sie ein Toleranzdenken primär voraussetzt. Durch die Globalisierung sind viele neue Ansprüche entstanden. Der Mensch ist nun gefordert sich weiterzuentwickeln und der neuen Situation anzupassen. Vielleicht können wir so auch der Aufklärung eine neue Chance geben.
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