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Alt 15-09-2002, 19:57
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Chriss Chriss ist offline
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Deutsch-Text, Zusammenfassung. Was sagt ihr dazu?

Diesen Text hier soll ich als Deutsch Hausaufgaben zusammenfassen... Naja, ich hab mich gerade eineinhalb Stunden mit ihm beschäftigt und hab mich dann entschlossen ihn euch mal zum besten zu geben. (sprich ich hab ihn im 15-20 min abgetippt... ) Lest ihn euch doch mal durch und sagt mir was ihr davon haltet.



Günther Anders, Die ins Haus gelieferte Welt
(In: Die Antiquiertheit des Menschen, München 1987)

Da wir es in einer Welt, die zu uns kommt, nicht nötig haben, eigens zu ihr hinzufahren, ist das jenige, was wir bis gestern „Erfahrung“ genannt haben, überflüssig geworden.

Die Ausdrücke „zur Welt kommen“ und „erfahren“ hatten bis vor kurzem für die philosophische Anthropologie ungewöhnlich ertragreiche Metaphern abgegeben. Als instinktarmes Wesen hätte der Mensch, um auf der Welt zu sein, nachträglich [...] zu ihr zu kommen, sie zu erfahren und kennenzulernen, bis er angekommen und erfahren war; das Leben hatte in einer Entdeckungsreise bestanden; und mit Recht hatten die großen Erziehungsromane nichts anderes Dargestellt, als die Wege, Umwege und Fahrtabenteuer, die er zu bestehen hatte, um, obwohl längst auf der Welt, schließlich doch bei ihr anzulangen. – Nun, da die Welt zu ihm kommt, zu ihm eingelassen wird, und zwar in effigie, so dass er sich auf sie nicht einzulassen braucht – ist diese Befahrung und Erfahrung überflüssig und, da Überflüssiges verkümmert, unmöglich geworden. Daß der Typ des „Erfahrenen“ von Tag zu Tag seltener wird und die Einschätzung des Gealterten und Erfahrenen ständig abnimmt, ist ja offensichtlich. Da wir, ähnlich dem Flieger im Unterschiede zum Fußgänger, weg-unbedürftig geworden sind, verfällt auch die Kenntnis der Wege der Welt, die wir früher befahren, und die uns erfahren gemacht hatten; damit verfallen auch die Wege selbst. Die Welt wird weglos. Statt dass wir selbst Wege zurücklegen, wird nun die Welt für uns „zurückgelegt“ (Im Sinne der reservierten Ware); und statt dass wir zu den Ereignissen hinfahren, werden diese nun vor uns aufgefahren. –

Dieses Bild unseres Zeitgenossen mag nun freilich im ersten Augenblicke verzeichnet aussehen. Denn es ist ja umgekehrt üblich, im Auto und Flugzeug die Symbole des heutigem Menschen zu sehen, ja man hat ihn sogar als „homo viator“, das Wesen, das fährt, definiert (Gabriel Marcel) Mit wie viel Recht ist aber eben die Frage. Auf sein Fahren legt er ja nicht deshalb Wert, weil er Interesse an der Gegend nähme, die er durchfährt, oder an den Plätzen, an denen er sich als Expressgut expedieren lässt oder selbst expediert; nicht um erfahren zu werden, sondern deshalb, weil er nach Omnipräsenz hungert und nach rapidem Wechsel als solchem. Außerdem beraubt er sich ja gerade durch die Schnelligkeit der Chance der Erfahrung. [...]

Auf keinen Fall ist der in Millionen von Exemplaren reglos zu Hause in seinem Fauteuil hingegossene Radio- und Fernseh-Konsument, der die Welt in effigie von dort aus regiert: sie anschaltet, vor sich auffahren lässt und wieder ausschaltet – auf keinen Fall ist dieser Herr der Bildscharen untypischer für uns als der Flieger und Automobilist, umso weniger, als ja auch dieser, wenn er über Land rollt, das Radio laufen lässt: also auch er sich die Genugtuung und die Tröstung verschafft, zu wissen, daß nicht nur er hinaus in die Welt muß, sondern die Welt auch hin zu ihm; und dass sich diese (nun zur Strafe hinter ihm her und mit ihm mitrollend) eigentlich ausschließlich zu dem Zweck abspiele, um ihm aufzuspielen.


Worterläuterungen:
Anthropologie = Wissenschaft vom Menschen
in effigie = (lat.) im Bild, als Schein
Omnipräsenz = Allgegenwart
Fauteuil = (franz.) Sessel
__________________
There's too much beauty upon this earth for lonely men to bear.
Richard Le Gallienne

Geändert von Chriss (16-09-2002 um 14:28 Uhr).
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