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Empörung über die Informationspolitik in Beslan
Der nordossetische Krisenstab beteuerte noch am Samstag bei einem Treffen mit Präsident Wladimir Putin seine hehren Absichten. Moskaus Statthalter in der Teilrepublik kündigte am Morgen nach dem blutigen Ende des Geiseldramas eine schonungslose Aufklärung an. "Wir sind verpflichtet, den Menschen die ganze Wahrheit zu sagen und zu zeigen, wie es wirklich war", sagte Alexander Dsasochow. Vorwurf: Von Anfang an gelogen Doch von dieser Ankündigung ist nicht mehr viel übrig. In die ohnmächtige Wut über den Mord an unschuldigen Kindern mischt sich in Beslan zunehmend die Empörung über die Informationspolitik der Behörden. "Von den ersten Minuten der Tragödie an hat man uns und das ganze Land belogen", schimpften erboste Bürger in Beslan nach Medienberichten. Geiselzahl zu niedrig angegeben Von "insgesamt 354 Geiseln in der Schule" war in einer ersten Stellungnahme des Krisenstabes am vergangenen Donnerstag die Rede. In der Kleinstadt wussten dagegen alle, dass sich mindestens 1000 Kinder, Lehrer und Eltern in der Gewalt der Geiselnehmer befanden. Doch selbst in den ersten Stunden nach der Eskalation, als sich abzeichnete, dass allein die Zahl der Todesopfer höher sein würde, wurde diese Angabe nicht dementiert. Man habe die Öffentlichkeit nicht über Gebühr beunruhigen wollen, spekulierten russische Medien. |
#2
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Beim Bergen der Leichen erschossen
Der 71-jährige Kinderarzt Leonid Rochal, der in Beslan zwischen Polizei und Geiselnehmern vermittelt hatte, sagte der Pariser Zeitung "Le Parisien": "Es gab keine Entscheidung zum Angriff. Sonst wäre das anders abgelaufen." Die Männer der Eliteeinheit Alpha hätten "noch nicht einmal ihre schusssicheren Westen angegehabt, als sie niedergeschossen wurden, während sie wie mit den Terroristen vereinbart den Sanitätern halfen, die Leichen einer Gruppe von Geiseln zu bergen", sagte Rochal. Das Blutbad habe mit zwei Explosionen im Inneren des Gebäudes und der Flucht von Kindern begonnen. Die Geiselnehmer hätten das Feuer auf die Fliehenden eröffnet. Die Russen hätten das Feuer erwidert und die Lage sei schnell außer Kontrolle geraten. 87 Sekunden Terror Der russische TV-Sender NTW strahlte am Dienstagabend ein Video aus, das einer der Geiselnehmer in dem Gebäude aufgenommen haben soll. Die 87 Sekunden lange Aufnahme zeigt, wie die Geiselnehmer vermutlich wenige Stunden nach dem Überfall inmitten der gefangenen Menschen Sprengfallen in der Halle installieren. Die Kamera schwenkt über eine große Menschenmenge in der Halle. Die meisten von ihnen schweigen und fächern sich Luft zu. Von Panik sei nichts zu spüren, kommentierte NTW die Aufnahmen. |