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Alt 21-12-2008, 17:06
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Was spricht dagegen ihn aus der Haft zu entlassen? Ob er Reue zeigt oder nicht ändert nichts an der Tatsache, dass er mehrere Menschen ermordet hat. Davon abgesehen: Was heißt Reue zeigen? Es ist nichts anderes als ein Lippenbekenntnis. Wenn ein Mörder sagt, er bereue seine Taten und man ihn darauf hin beurteilt, so scheint man einem Mörder das Lügen nicht mehr zuzutrauen. Äußerst erstaunlich, da das Lügen ein nun wirklich alltäglicher Vorgang ist. Was ein verurteilter Mörder zu seiner eigenen Gefühlswelt angibt ist nicht überprüfbar. Bei Klar gehe ich immerhin davon aus, dass er seine Taten wirklich nicht bereut. Nicht fein aber ehrlich.

Und eine Entlassung nach 26 Jahren ist alles andere als ein Segen. Sein Leben ist zerstört. Eine lange Haft im Gefängnis prägt Menschen bis zu ihrem Tode, der übrigens oftmals kurz vor oder nach dem Ende einer Haftstreife eintritt. In Berlin Tegel sitzen ca. 1600 Insassen und es gibt Wochen, in denen sich "täglich einer weghängt", wie mir einer der dort tätigen Beamten neulich wieder berichtete. Entweder löst sich das Problem also demnächst von selbst oder er leidet die verbleibenden Jahre unter starken psychischen Qualen. Helfen kann ihm dabei wohl auch keiner, da Familie und Freundeskreis im üblichen Sinn nicht vorhanden sein dürften. Die meisten Langzeithäftlinge sind nach der Entlassung verängstigt und verunsichert, da sie ein fremdbestimmtes Leben gewohnt sind.

Davon abgesehen hat sich die Bundesrepublik Deutschland auf Grund der Vergangenheit eindeutig gegen die Todesstrafe ausgesprochen. Unser Rechtsstaat geht weiterhin von der Prämisse aus, dass auch das größte Unrecht nicht mit gleichem vergolten wird. Hier zeigt sich auch die Überlegenheit unseres Systems gegenüber der gesamten RAF und ihrer Ideologie. Unser Staat und unser Rechtssysteme können auch gegenüber Feinden des Systems Gnade walten lassen (Gnade in dem Sinne, dass kein noch so großes Unrecht mit dem Tod bestraft wird). Natürlich kann man trotzdem fragen, ob nicht oftmals zu viel Gnade gewährt wird. Aktuell gibt es bei dem Gefangenen Klar aber keine weiteren Möglichkeiten. Eine Fortsetzung der Haft dürfte nichts bewirken und kostet den Staat ca. 80€ am Tag, in seinem Fall vielleicht sogar noch mehr. Und wenn die Haft nach 26 Jahren nichts Positives bewirkt hat, so wird sie auch nichts mehr Positives bewirken. Und wenn keine akute Gefahr von ihm ausgeht, warum sollte er dann hinter Gitter sitzen?
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Geändert von RedBasti (21-12-2008 um 17:11 Uhr).