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Alt 06-01-2004, 12:10
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Aschenbecherverbot in NYC - oder: Die spinnen, die Amis

Zitat:
New York (rpo). Dass es Raucher in den USA schwer haben, ist ja seit längerem bekannt. Jetzt geht es in New York einer neuen Gruppe an den Kragen: den Aschenbecher-Besitzern. Wer einen auf dem Schreibtisch stehen hat, kann jetzt zur Kasse gebeten werden.
Und das auch wenn keine Zigarette drin steckt und der Besitzer ein überzeugter Nichtraucher ist. Wer in der Stadt an Orten, wo Rauchen verboten ist, im Besitz eines Aschenbechers erwischt wird, muss bis zu 2000 Dollar (rund 1600 Euro) Strafe zahlen.

Hinter den drakonischen Strafen steckt die Überzeugung der Ordnungshüter, dass Aschenbecher eine Einladung zum Rauchen darstellen und ihr Verbot hilft, das Rauchen zu unterbinden. Die meisten New Yorker richteten ihr Augenmerk im vergangenen halben Jahr allein auf das strikte Rauchverbot in Bars und Restaurants. Seither wurden aber auch 200 Mal Bußgelder wegen Aschenbecher-Besitzes verhängt.


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Zu den prominentesten Opfern der Kampagne im Zuge der strengen Anti-Raucherverordnung in New York gehört mit Graydon Carter der Herausgeber des Hochglanzmagazins "Vanity Fair". Bei einer Razzia in seinen Büros fanden die Gesundheitsinspekteure einen Stapel illegaler Aschenbecher: Laut Carter befand sich nicht ein einziger Stummel darin.

"Sie erinnern mich an meine Jugend", sagte Carter der "New York Times". Ähnlich erging es John Martello, Direktor des 115 Jahre alten Players Club in Manhattan. Seine Räume wurden inspiziert, während er nicht da war. Seine eingeschüchterte Assistentin öffnete den Inspekteuren sein Büro.

"Hinter dem Schreibtisch auf einem der unteren Regale fanden sie drei gestapelte Aschenbecher", sagte Martello. "Keine Zigarette, nichts. Kein Rauch, nur drei Aschenbecher."

Kein Erbarmen zeigten die Aschenbecher-Ermittler auch mit Video-Shop-Besitzer Marty Arno. Er argumentierte, er habe das Rauchverbot geradezu mit dem Aufstellen eines Aschenbechers unterstützen wollen.

Ein rauchender Kunde habe seine Zigarette beim Eintreten in seinen Laden im Stadtteil Brooklyn darin ausmachen können. Die Inspekteure glaubten ihm nicht und verpassten ihm einen Strafzettel, für "einen Aschenbecher mit Stummel und Asche" auf dem Tresen.

Elliot Marcus von der Gesundheitsbehörde verteidigt die strengen Aschenbecher-Vorschriften. Ascher seien eine Einladung zum Rauchen. Die Behörden gingen davon aus, dass fehlende Aschenbecher das Rauchverbot umsetzen helfen. Dies zeige auch die Einhaltungsrate von 98 Prozent. Die bisherigen Bußgelder seien nach eindeutigen Beschwerden verhängt worden.

"Wer einen Zier-Aschenbecher mit Büroklammern hat, wird nicht bestraft", sagte Marcus, obwohl die Regeln nicht ausdrücklich vorsehen, dass der Aschenbecher gebraucht gewesen sein muss. Laut Marcus gibt es neben den 98 Prozent der Leute, die sich an das Verbot halten, nur einige wenige, die sich für schlauer als die Ordnungshüter halten.

In diese Kategorie dürften die Besitzer einer Bar gehören, die versuchen, das Aschenbecher-Verbot zu umgehen. Jeden Abend gegen 23 Uhr, wenn sie den Arbeitstag der Inspekteure für beendet halten, stellen sie Plastikbecher mit ein wenig Wasser auf die Tische. Wenn Gäste sich über das Rauchverbot hinwegsetzen und die Becher als Ascher benutzen, sieht das Ganze trotzdem zufällig aus.

Zu solchen Maßnahmen dürften in New York zahlreiche verzweifelte Betreiber von Restaurants und Bars greifen. Seit Inkrafttreten der scharfen Regelungen im Mai klagen sie über dramatische Umsatzeinbußen.

76 Prozent von 300 befragten Besitzern von Bars, Hotelbars und Nachtclubs verzeichneten seither einen Kundenausfall um 30 Prozent. Dies zeige, dass das Rauchverbot "einen Schlüsselsektor der städtischen Wirtschaft untergräbt", sagte der Chef der New Yorker Vereinigung New York Nightlife, Bob Zuckermann.

"Vanity-Fair"-Herausgeber Carter sieht weniger die wirtschaftliche Bedrohung durch das Aschenbecher-Verbot als seine gesellschaftliche Bedeutung. "In jeder Stadt, wo eine geladene Waffe im Büro erlaubt, aber ein Aschenbecher verboten ist, sind die Prioritäten ernstlich aus dem Gleichgewicht geraten."
Quelle: RP-Online
Besonders den letzten Absatz des Artikels finde ich da äußerst treffend....
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Zitat:
Wir sind im Augenblick dabei, zu prüfen, ob es im öffentlichen Interesse liegt, ihnen mitzuteilen, ob wir die Informationen haben, die Sie erbitten, und ob es, sollte das der Fall sein, im öffentlichen Interesse liegt, Ihnen diese Informationen zur Verfügung zu stellen.
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