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Alt 30-03-2003, 03:53
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Moltke Moltke ist offline
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Es wäre mir lieber gewesen, wenn du diese taktischen Fragen nicht im Zusammenhang mit Spielen gestellt hättest. Ich werde sie also ohnedies beantworten.

Vor dem Krieg gab es im Pentagon einen Streit zwischen den Anhängern der konventionellen Kriegsführung (Johnny Franks) und denen eines High-Tech-Krieges (Rumsfeld). Franks hat sich durchgesetzt. Bush hat gut daran getan, ihn zum Oberbefehlshaber dieses Feldzuges zu ernennen.

Konventionelle Taktik heißt, die von Guderian entwickelte Panzertaktik. Sie besagt, daß Panzerverbände und schnelle motorisierte Unterstützungseinheiten schnell vorrücken, und den Gegner möglichst in einer Umfassungschlacht vernichten. Die Idee der Umfassungsschlacht ist sogar noch älter, Cannae und Sedan stehen Pate.
Die Idee dahinter ist, daß der Sieg nur aus der Bewegung resultieren kann; der Panzer nun ist die einzige Bodenwaffe, die das Feuer während der Bewegung vortragen kann.
Wenn man nun langsamer vorginge, wie du und einige andere militärische Laien es vorschlagen, dann würde man der Panzerwaffe gerade ihren größten Vorteil nehmen, nämlich den der schnellen Bewegung und des gleichzeitigen Feuers.
Durch diese beiden Momente werden auch die Flanken bei einem schnellen Vormarsch geschützt.

Daß dies die einzig richtige Taktik ist, zeigt sich, wenn man sich die Alternative ansieht: der Panzer in Begleitung von Infantrie und bei gleichzeitigem Nachrücken der Versorgungsfahrzeuge. Dieses würde die Panzer auf Geschwindigkeit der Infanterie verlangsamen, das heißt, maximal 30 km pro Tag. Dadurch würde der ganze Vorteil der Panzerwaffe aufgehoben. Der Gegner hätte Zeit sich auf alles vorzubereiten, hohe Verluste und Vernichtung in Kesselschlachten wären die Folge. Denn der Gegner wäre natürlich nicht so dumm und würde seine Panzer die langsam vorrückenden Verbände schnell einschliessen lassen.

Daher muß die Panzerwaffe als unabhängig und schnell operierende Einheit geführt werden. Sie ist somit eigentlich der Nachfolger der Kavallerie, denn eben diese Funktion hatte die Kavallerie früher.

Die Gesamtstrategie ist es also, schnell Raum zu gewinnen und der irakischen Armee somit die Möglichkeit der Bewegung zu nehmen. Das ist bereits gelungen. Sodann werden die Städte belagert und gegebenfalls genommen.
Die irakische Armee ist so unterlegen, daß sie überwiegend verdeckt kämpfen muß, also in Städten und Stellungen, durch Partisanentaktik und schnelle Hit and run Angriffe.

Immerhin ist es aber im Südirak zu einer großen Panzerschlacht gekommen, die die Amerikaner gewannen. Die Iraker wollten ihre Panzer wohl rechtzeitig einsetzen, da sie bei einer Belagerung kaum mehr zum Einsatz gelangen können.

Was nun Angriffe auf Versorgungskonvois betrifft, so können auch diese von Panzern gesichert werden. Größere feindliche Verbände werden durch die Luftaufklärung rechtzeitig erkannt; kleinere Verluste sind unvermeidlich und hinzunehmen.

Wie Bush in seiner Ultimatumsrede schon sagte: Im Krieg gibt es keine Sicherheit, außer der Sicherheit des Opfers.
Man kann keinen Krieg ohne Verluste führen. Diese sind einkalkuliert und müssen einkalkuliert und bewußt hingenommen werden um den Sieg zu erlangen.

Wenn man dazu nicht bereit ist, dann führt man einen Feldzug wie Mc Clellan und was dabei herauskam, ist bekannt.

Das bisherige Vorgehen der Amerikaner ist also militärisch als klassisch-konventionell zu sehen. Wesentliche Fehler sind nicht begangen worden. Bagdad und vielleicht andere größere Städte werden durch diese Taktik eingeschlossen und dann belagert werden. Und wenn eine Stadt ununterbrochen belagert wird, ist ihr Fall gewiß.

Leider ist die Kriegsberichterstattung in Deutschland äußerst mangelhaft bezüglich der taktischen Züge. Die Kriegsführung ist eine Wissenschaft für sich und als solche muß sie auch behandelt werden. Man kann nicht über jede Granate einzeln im höchsten Ton der Aufgeregtheit berichten und Nachrichten beständig mit Kommentar vermischen, wie es jetzt geschieht, denn so bekommt man kein Bild der militärischen Gesamtlage, die aber für einen Krieg nun einmal das Wichtigste ist.

Jedoch ist zu erkennen, daß durch zwei schnelle Panzervormärsche links und rechts des Zweistromtales eine Umfassung Bagdads angestrebt ist. Getrennt marschieren, vereint schlagen.
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