Ich war gerade im Wahlvorstand bei der Niedersachsenwahl. Naja, die Wahlbeteiligung war sehr hoch und es war schon interessant die verschiedenen Wähler zu beobachten.
Eine mußte sich erst mal eine Viertelstunde an die Wand lehnen und nachdenken, welchen Kandidaten sie wählt, weil im Stadtteil die falschen Kandidaten plakatiert waren. Die älteste Wählerin war 1908 geboren und schleppte sich mit Klumpfuß, Krückstock und Pelzkragenmantel zur Urne.
Also, diese Leute haben die Demokratie nicht aufgegeben. Das kann ich danach aus eigener Anschauung sagen.
In Deutschland ist mehr ein Staatsstreich von oben zu fürchten. Die Leute selbst sind ja sehr brav.
Dazu erzähl ich noch ne Anekdote. Ich habe gerade Carl Zuckmayers Autobiographie gelesen. Ihr wißt, der Autor von "Des Teufels General" und "Der Hauptmann von Köpenick".
Er hat am ersten Weltkrieg teilgenommen und an dessen Ende haben die Mannschaften die Offiziere davongejagt, um in die Heimat zurückzugehen. Er war Leutnant, bekam eine rote Armbinde und führte seine Truppe über den Rhein zurück, während alles in Auflösung sich befand und die Revolution schon im vollen Gange war.
Und was macht er danach? Er liefert sein Pferd als Heeresgut ab. Kein Hahn hätte danach geschrien, noch hätte irgendjemand nachprüfen können, wo der Klepper geblieben ist. Aber das ist eben typisch deutsche Art. Und so ist sie heute noch.
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