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Alt 06-01-2003, 20:06
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Aleecsy Aleecsy ist offline
Yuris Leibwache

 
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@eaglemaxx

hallenmasters ade (unten)
& hansi macht 2004 schluss



Gladbachs Trainer Hans Meyer im kicker-Interview - 06.01.2003 10:16

"Ich hätte stärker dazwischenfunken müssen"
Gibt deutlich die Richtung vor: Hans Meyer.
Heute geht's los: Mönchengladbach rüstet sich in der Türkei für die Rückrunde. Zum Auftakt spricht Trainer Hans Meyer (60) klare Worte.

kicker: Kaum hat das Training begonnen, fällt Ivo Ulich mit einem Muskelfaserriss für die Vorbereitungsphase aus. Findet das Verletzungspech auch 2003 seine Fortsetzung, Herr Meyer?

Hans Meyer: Ehrlich gesagt: Ich bin hilflos. Wir haben keine Übung gemacht, die eine Muskelverletzung hervorrufen könnte, keine Sprints, nichts. Es ist einfach nur verrückt.

kicker: Trübt das Ihre Freude auf den Wiederbeginn?

Meyer: Natürlich, das macht einen schon kaputt. Wir alle sind mit neuem Schwung aus dem Urlaub gekommen - und dann das. Ich war mit Ivos Leistungen in den letzten Spielen vor der Pause sehr zufrieden, nachdem er wegen Verletzungen ein schwieriges Jahr hinter sich hatte.

kicker: Erneuern Sie nun Ihre These, dass die Borussia absteigt, wenn das Verletzungspech auch im Frühjahr nicht abreißt?

Meyer: Ach, ich ärgere mich schon, dass ich das gesagt habe. Wenn Bayern München von elf Stammspielern acht über einen längeren Zeitraum fehlen, dann werden sie nicht Meister. Das ist das Normalste von der Welt. Als bei uns gegen Ende der Vorrunde acht bis neun Mann nicht zur Verfügung standen, haben wir richtig Federn gelassen. Trotzdem. Ich glaube, wir haben unser Pech für diese Saison ausgeschöpft und steigen nicht ab.

kicker: Stiel, Korell, van Lent und Asanin machen deutliche Fortschritte nach ihren Verletzungen. Schürt das Ihren Optimismus?

Meyer: Sicherlich, es verkleinert unser Gesamtproblem. Man kann davon ausgehen, dass wir über einen schlagkräftigen Kader verfügen, wenn die Punktspiele losgehen.

kicker: Wie weit ist der große Hoffnungsträger Arie van Lent nach seinem Kreuzbandriss?

Meyer: Es gibt Spieler, die sind drei Wochen aus dem Training und sehen aus wie dein Großvater, so füllig ist ihr Gesicht. So ein Typ ist Arie nicht. Wenn sein Knie hält, wird er relativ flott fit sein.

kicker: Reicht die Zeit bis zum Auftakt beim FC Bayern?

Meyer: Wir dürfen nichts überstürzen. Er wird über Kurzeinsätze in den Testspielen herangeführt. Wir arbeiten so, dass er in München auf der Bank sitzt oder sogar spielt, wenn er zu einhundert Prozent fit ist. Das wäre allerdings ein kleines Wunder.

kicker: Wie wichtig ist Van Lent als Führungsperson für die Mannschaft?

Meyer: Arie strahlt mit seinem Optimismus viel Positives aus, alleine durch seine Anwesenheit im Kreis der Mannschaft. Und auf dem Platz reißt er mit seiner Power alle mit.

kicker: Diese Qualitäten fehlen Morten Skoubo noch.

Meyer: Morten Skoubo ist ein anerkannt guter Fußballer, der noch ein bisschen widerstandsfähiger werden muss. Bevor er zu uns kam, war Morten lange verletzt. Wenn er so spielt wie am Ende in Bremen, wäre es kein Problem, ihn in München zu bringen.

kicker: Oder einen neuen Mittelstürmer?

Meyer: Wir sind nicht in Panik, sondern schauen uns auf dem Markt um. Christian Hochstätter hat in dieser Richtung über Weihnachten und Silvester viel gearbeitet. Sollte noch ein Mittelstürmer kommen ist das eher als Absicherung zu verstehen, falls Van Lent einen gesundheitlichen Rückschlag erleidet oder Skoubo es doch nicht so schnell schafft, wie wir es ihm zutrauen.

kicker: Die Vorrunde verlief nicht nach Wunsch. Welche Fehler haben Sie gemacht?

Meyer: Ich gehöre nicht zu den Trainern, die sagen: "Gib' nie einen Fehler zu!" Ich betrachte das nicht als Schwäche. Sonst könnte man schnell auf den Gedanken kommen, man fühle sich gottähnlich. Nicht als Mensch, sondern als einer, der über allen Dingen steht. Ein Trainer hat täglich viele Entscheidungen zu treffen, und bei manchen denkt man im nachhinein: Anders hätte es vielleicht besser gepasst.

kicker: Zum Beispiel?

Meyer: Bei ein paar Ein- oder Auswechslungen. Wenn nicht der erhoffte Impuls kommt oder der Trainer dabei mit seiner Grundüberlegung daneben lag.

kicker: Sonst nichts?

Meyer: Na ja, ich hätte in bestimmten Phasen schärfer dazwischen funken müssen. Zum Beispiel nach dem 3:0 über Bielefeld am achten Spieltag. In der anschließenden Punktspielpause, zwei Wochen lang, wurde im Umfeld und in in den Medien schon vom Europapokal gesprochen. Hoffnungen, die gar nicht realistisch sind. Mit der Folge, dass wir danach in der Gesamtheit nicht mehr so bissig, so aggressiv waren - ungeachtet der vielen Verletzten.

kicker: Selbstzufriedenheit?

Meyer: Körper und Geist gehören eben zusammen. Als Trainer tritt man sowieso häufig als Art Dompteur auf. Ständig versucht man Regungen, Entwicklungen in der Mannschaft zu spüren, selbst wenn sie nicht greifbar sind. Ein Beispiel auf die Trainer bezogen: Viele, das können die meisten Kollegen bestätigen, ertappen sich dabei, wie sie nach einer guten ersten Halbzeit die Mannschaft loben und es nach der Pause ein paar auf die Schnauze gibt. Im nachhinein sagt man sich: 'Hätte ich doch schärfer reagiert.' Solche Fehler gibt es, und die sollte man sich auch eingestehen.

kicker: Erleben die Spieler in der Rückrunde den "harten Hans"?

Meyer: Nein, nein, die Mannschaft besitzt einen guten Charakter, sie muss nicht ständig getreten werden. Es läuft allerdings nie ohne den berühmten Daumen, nicht von alleine. Da muss sich jeder Trainer von Zeit zu Zeit selbst überprüfen.

kicker: Kurz vor Ende der Vorrunde gab es Turbulenzen um Markus Münch. Sind die Wogen nun geglättet?

Meyer: Markus Münch hat noch nie so konstant gut gespielt wie im Herbst. Er tut uns mit seiner fußballerischen Klasse gut, selbst wenn er nicht der klassische Linksverteidiger im Sinne von "Verteidigen" ist. Von dieser Seite her ist er unheimlich wichtig für uns.

kicker: Dennoch kam es zu Differenzen zwischen Ihnen und Münch.

Meyer: Seine Qualitäten muss er dem ganzen Team zur Verfügung stellen. Man kann als Fußballer nicht so tun, als ob man alleine wäre. Und das hat er, sehr zu meinem Leidwesen, in zwei, drei Fällen getan.

kicker: Wird er seinen Vertrag bis 2004 erfüllen?

Meyer: Ich gehe davon aus.

kicker: Dennoch ist es eher eine Zweckgemeinschaft.

Meyer: Es geht bei uns um den Sport, um die Borussia. Er soll Leistung bringen und sich in jeder Beziehung Benehmen wie ein Profi. Und wenn ich als Trainer der Meinung bin, dass er nach einer vierwöchigen Pause, wie damals nach einem Muskelfaserriss, draußen bleibt, muss er das wie jeder andere auch akzeptieren.

kicker: Das klingt nach Burgfrieden?

Meyer: Wie gesagt: Er soll nur Leistung bringen und sich wie ein erwachsener Profi benehmen, der einen guten Arbeitgeber hat, in dem es Hierarchien gibt. Das muss er akzeptieren. Und wenn er Ende Januar mein bester Linksverteidiger ist, wird er in München spielen.

kicker: Ist die Erfüllung Ihres Vertrags bis 2004 alleine vom Klassenerhalt abhängig?

Meyer: Natürlich, mit abhängig. Wenn wir die Klasse nicht halten, wäre es geradezu idiotisch, wenn ein Verein wie die Borussia mit einem neuen Stadion vor der Brust sich konzeptionell nicht anders orientiert. Aber über mögliche Entwicklungen zu spekulieren macht keinen Sinn.

kicker: Sie sollen Armin Veh als möglichen Nachfolger ins Gespräch gebracht haben. Wurde der Verein dadurch nicht unnötig in Verlegenheit gebracht?

Meyer: Ich habe doch nicht behauptet: Jawohl, Veh soll kommen! Habe ich nie gesagt! Ich schätze seine Arbeit. Ich könnte aber auch drei, vier andere Kandidaten nennen. Einen Nachfolger zu suchen, ist nicht meine Aufgabe. Das wäre anmaßend.

kicker: Werden Sie sich 2004 tatsächlich vom Trainerdasein verabschieden oder noch einmal weitermachen?

Meyer: Nein, 2004 ist Schluss. Als ich vor Monaten Schalke abgesagt habe, war das eine grundsätzliche Entscheidung. Gladbach ist meine letzte Trainerstation.



PS: Die DFL hat entschieden: Kein Hallenmasters mehr !!!
Kurz vor Beginn der meisten Hallenturniere hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) die deutsche Hallenmeisterschaft offiziell beerdigt. "So etwas macht keinen Sinn mehr. Wir hätten es gerne 2004 neu aufleben lassen, doch die großen Vereine sind alle dagegen"
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Geändert von Aleecsy (06-01-2003 um 20:16 Uhr).
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